Bürgerversammlung 2012 in Langwasser

LANGWASSER – Zwei Jahre mussten die Bewohner von Langwasser warten. Nun war es wieder soweit und dem ganzen Ärger, der sich über die Jahre angestaut hat, konnte endlich Luft gemacht werden. Die Bürgerversammlung fand am 13.03.2012 im Gemeinschaftshaus Langwasser statt. Zuerst waren die jungen Bewohner Langwassers dran - bei der Kinderversammlung um 14:30 Uhr:

Die Kinderversammlung 2012

Mit der sogenannten Stimmungsrakete läuteten die Moderatoren Birgit Dietzel und Hannes Hoffmann gemeinsam mit den Kindern ihre Kinderversammlung ein. Sehr lebhaft präsentierten die Kinder mit selbstgebastelten Plakaten die für sie wichtigen Themen. Schon sehr früh zeigte sich die größte Angst der in Langwasser lebenden Kinder: Ärger mit den Jugendlichen. Es kommt immer wieder zu Konflikten zwischen jüngeren und älteren Kindern bzw. Jugendlichen. Dabei wird den Kindern etwa der Ball aus den Händen gerissen, es wird Spielplatzinventar zerstört oder den Kindern wird gedroht. Ein Kind sprach sogar davon, dass ein Jugendlicher ein Messer besaß. Dass dies zu weit geht, merkte insbesondere der Stadtteilbeamte, Herr Pöllmann von der Polizeiinspektion Nürnberg-Süd, sehr schnell und lud die Kinder zu der anschließenden Gesprächsrunde ein, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Den Kindern fehlt es zudem an geeigneten Ballspielplätzen und einer schönen Schulhofgestaltung. Doch dafür können die Kinder selbst etwas tun und bei Sommerfesten und Veranstaltungen der Schule Geld für Neuanschaffungen sammeln. Mit Aktionen wie Aus-Eins-mach-Drei unterstützt die Stadt den Wunsch der Kinder dann z.B. mit einer Verdopplung des gesammelten Betrages. Und die Wünsche der Kinder waren nicht gerade bescheiden. Sie erzählten von einem Baumhaus, ausgebauten Sportplätzen und den zugehörigen Fußballtoren.

Doch eines war wirklich sehr bewegend. Als ein Junge gehört hat, dass andere Kinder eine viel schlechtere Schulhofausstattung haben, hat er nochmal über seine Wünsche nachgedacht und gesagt, dass er ja froh sein kann, dass er überhaupt so einen tollen Schulhof hat und ihm an seiner Schule eigentlich gar nichts fehlt. Das wurde vor allem von den Erwachsenen sehr respektiert und zeigt uns allen, dass es uns oftmals doch besser geht, als es uns eigentlich bewusst ist.

Die Bürgerversammlung 2012

Um 19:30 Uhr begann dann die Bürgerversammlung für die Erwachsenen. Wie gewohnt, begann diese mit einer Multimediapräsentation mit den aktuellen Ereignissen und Entwicklungen im Stadtteil. Sie können sich diese interessante Zusammenfassung aller aktuellen Informationen unter diesem Link ansehen.
Nach dieser Präsentation, wurde dem Bürgerverein Langwasser das Wort erteilt. Diesem war es insbesondere wichtig die derzeit sehr schlechte Parksituation in Langwasser zu verbessern, indem die kommunale Verkehrsüberwachung (d.h., dass alle Einnahmen der jeweiligen Kommune zu Gute kommen) in Nürnberg eingeführt wird. Des Weiteren entwickelt sich laut des Bürgervereins der Park-and-Ride-Parkplatz am U-Bahnhof Langwasser Süd immer mehr zu einem Busbahnhof für Überland- und Reisebusse. Zu dem geplanten Schwimmzentrum (laut Plan der Pixelstadt -noch- am derzeitigen Hallenbad Langwasser an der Kreuzung Gleiwitzer- / Breslauerstraße vorgesehen) nimmt der Bürgerverein bis jetzt jedoch noch keine Stellung, da die Entscheidungen über den zukünftigen Standort der baufälligen Bertolt-Brecht-Schule seitens des Fachausschusses der Stadt Nürnberg noch ausstehen.

Doch natürlich konnten auch Bürger direkt ihr Anliegen vortragen. So bemängelte ein Bürger die Sicherheit von diversen Verkehrswegen in Langwasser. Doch ein großes Thema war - wie auch zwei Jahre zuvor - die hohe Lärmbelästigung in Langwasser - Nürnberg war im Jahr 2011 auf Platz 3 der lautesten Städte Deutschlands (Quelle: Spiegel online). Die Stadt Nürnberg bezweifelt jedoch die Berechnungsgrundlage für diese Messungen und verweist auf das Ballungsgebiet des Lärms im Bereich der Münchener Straße. Hier soll noch geprüft werden, ob die bereits vorhandenen Schutzwände zur Lärmreduktion ausgebaut werden.
Die Probleme an der Münchener Straße reißen nicht ab, denn derzeit befindet sich in der Nähe des Toys 'R Us eine Großbaustelle. Der Grund: Die Eisenbahnbrücke könnte jeden Moment einstürzen! Doch die Restaurierung gestaltet sich schwerer als gedacht. Mit der Deutschen Bahn muss zuerst abgeklärt werden, welche Maße die neue Brücke haben soll, damit auch neuartige Waggons der Bahn ohne Probleme durchfahren können. Bis die Planungen abgeschlossen und mit dem konkreten Bau begonnen werden kann, wird es vermutlich noch ein Jahr dauern.
Ein immer wiederkehrendes Problem ist der Hundekot auf (Spiel-)Wiesen. Dieses Problem haben auch andere Stadtteile und hier kann man nur an die Hundebesitzer appelieren, dass diese doch die Rückstände ihres Hundes nach erfolgtem Geschäft entfernen.
Eine erfreuliche Nachricht gab es bezüglich des Jugendunterstellplatzes. Die Finanzierung ist nun - auch dank dem Bürgerverein - gesichert und ab heute läuft die Ausschreibung an die Bauunternehmen. In Zwei bis Drei Monaten sollte dann endlich, nach so vielen Jahren von ewigem hin und her (siehe unseren Artikel vom 02.10.2010), der Bau beginnen. Langwasser TV bleibt natürlich weiter dran!
Eine junge Frau hatte noch eine Idee die Völkerverständigung und den Kontakt zwischen Nachbarn mittels selbstorganisierten Straßenfesten zu verbessern. Das Liegenschaftsamt der Stadt Nürnberg hat hierbei eine unbürokratische Unterstützung zugesichert.

Doch den Abschluss der Bürgerversammlung machte ein ernstes Thema. Verstärkt im Süden von Langwasser gibt es immer mehr Aufkleber mit rechtsradikalen Parolen. Unser Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, nahm aus aktuellem Anlass (Mord von Mitbürgern mit Migrationshintergrund, darunter auch ein Blumenhändler in Langwasser) Stellung zu diesen furchtbaren Ereignissen und motivierte alle Mitbürgerinnern und Mitbürger sich gegen Rechtsextremismus zu wehren und lobte gleichzeitig das große Engagement der Bürger diesen einzudämmen. Unterstützend erwähnte er Maßnahmen seitens der Stadt, etwa die Bemühungen die NPD und alle Tarnorganisationen zu verbieten und Beratungsangebote. Zivilcourage ist sehr wichtig und jeder, der Unterstützung in dieser Sache benötigt, kann sich gerne an ihn wenden, versicherte Maly abschließend den Bewohnern von Langwasser.

Bericht und Fotos:
© 2012, Adam Kalisz, Langwasser TV


Veröffentlicht am 14.03.2012