Nürnberg demonstriert gemeinsam gegen ACTA

Die Demonstranten vor der Loreznkirche

Nürnberg – Ganz Europa demonstriert... ...und zwar gegen ACTA. Das sogenannte Anti Counterfeit Trade Agreement (zu Deutsch: Internationales Handelsabkommen zur Abwehr von Fälschungen) soll das Urheberrecht im Internet zukünftig regeln. Im Kern sollen damit Urheberrechtsverletzungen und Produktpiraterie bekämpft werden. Doch befürchtet wird, dass im schlimmsten Falle eine Zensur des Internets möglich wird, da Internetdiensteanbieter (Provider) haftbar gemacht werden, wenn Kunden illegal Filme oder Musik aus dem Internet herunterladen. Das könnte früher oder später dazu führen, dass Provider dazu gezwungen sind, ihre Nutzer zu überwachen. Daraus resultiert die Regulierung der Meinungsfreiheit durch Unternehmen und Internet-Nutzer würden für bereits geringfügige Vergehen kriminalisiert.

Schild 1

Die Demonstrationen in Deutschland sind größtenteils friedlich verlaufen. In Nürnberg war sogar das Polizeiaufgebot überraschend gering. Nur ein einziger Streifenwagen stand an der Lorenzkirche. Dabei war die Anzahl der Demonstranten beeindruckend. Der offizielle Beginn war gegen 15 Uhr. Die Nürnberger zählten mit etwa 2000 Demonstranten zu einer der größten Versammlungen in Bayern. Trotz der eisigen Temperaturen von minus sechs Grad, haben die meisten ACTA-Kritiker bis zum Ende um etwa 18 Uhr ihrem Unmut Luft gemacht.

Kreative Schilder

Der Gestaltungs- und Ideenreichtum der Nürnberger war vor allem an den selbstgebastelten Schildern zu erkennen. Mit Weltuntergangssprüchen wie "2012 – The End is near!", "fACk ThAt shit" oder "Ich bin so wütend, ich habe sogar ein Schild gemacht" sowie verklebten und zensierten Gesichtern zeigten die Demonstranten Ihre Wut. So wird auch der durch den Fischereiausschuss im EU-Rat beschlossene Beitritt zum ACTA-Abkommen mit viel Humor kritisiert.

Schild 2

Man konnte nichts verstehen

Ein großes Problem dieser Demonstration war die schlechte Lautsprecheranlage. Ob es nun am unerwartet hohen Ansturm lag oder einfach die Organisatoren keine besseren Möglichkeiten hatten bleibt unklar. Da hat es auch nichts geholfen, dass die Teilnehmer im Chor "Lauter" gerufen haben und die jeweiligen Redner in das Mikrofon geschreit haben. Das ist schade, weil natürlich gerade bei einer Demonstration die Botschaft die wichtigste Komponente darstellt und diese sollte auch von Leuten, die weiter als 10 Meter von den Boxen wegstehen, verstanden werden. So weiß keiner, warum er gerade buht oder jubelt. Trotzdem war die Demonstration dafür, dass es die erste ihrer Art seitens der Veranstalter war, mehr als gelungen.

Schild 3

Ernste Entscheidungen oder geschickter Wahlkampf?

Warum finden solche Entscheidungen bei diesen kalten Temperaturen statt? Und wieso wird erst einen Tag vor der offiziellen Entscheidung behauptet, dass ACTA vorerst nicht unterzeichnet wird?
Wahrscheinlich möchte man mit diesen Methoden verhindern, dass Demonstrationen hochkochen und viele Leute teilnehmen. Wenn dem so ist, dann ist dieses Vorhaben bei der Nürnberger Demo gescheitert. Die Nürnberger haben sich nicht von Ihrem Kurs abbringen lassen, Ihre Meinung und Kritik trotz der vielen Hürden zu verkünden. Neben Deutschland, hat auch Polen, Tschechien, die Slowakei und Lettland die Unterzeichnung ausgesetzt. Das Gesetz tritt nur in Kraft, wenn es von allen EU-Mitgliedsstaaten unterzeichnet wird und alle Parlamente, unter anderem das Europaparlament, zustimmen.

Bericht und Fotos:
© 2012, Adam Kalisz, Langwasser TV


Veröffentlicht am 11.02.2012